Forschungsprojekt KODESIKO
Ausgangssituation
Wir haben drei Entwicklungen identifiziert, die aus unserer Sicht eine Evaluierung des bestehenden Systems des Bevölkerungsschutzes in Deutschland erforderlich machen.
- In den letzten Jahren hat die Vernetzung von Infrastrukturen zugenommen. Damit ändern sich potentiell auch die Art und Weise von Schadensereignissen. Es ist daher zu überprüfen, ob die Akteure der Zivilen Sicherheit und die entsprechenden Strukturen auf die aktuellen und künftig zu erwartenden Schadenslagen vorbereitet sind.
- Gleichzeitig haben sich die Bevölkerungsstrukturen in ländlichen und städtischen Gebieten in den letzten Jahren dramatisch und zum Teil gegenläufig verändert. Dies wirkt sich auch auf die Deckung des Personalbedarfs für die Akteure des Bevölkerungsschutzes heute und in Zukunft aus.
- Die Sicherheitsarchitektur des Bevölkerungsschutzes basiert auf einer historischen Verknüpfung zwischen Zivilschutz und Katastrophenschutz. Dabei ist der Zivilschutz inhaltlich an die Vorbereitung auf einen Verteidigungsfall und damit sicherheitspolitische Erwägungen gebunden, während der Katastrophenschutz wesentlich auf technologische, gesellschaftliche und umweltbedingte Faktoren reagieren muss. Es stellt sich die Frage, inwieweit diese Struktur des Bevölkerungsschutzes einschließlich der daraus abgeleiteten Rechtssetzung zu Rechten und Pflichten im Bevölkerungsschutz noch zeitgemäß ist.
Forschungsbedarf
Im Rahmen des Forschungsansatzes KODESIKO sind folgende Fragen zu klären
- Wie können die tatsächlichen volkswirtschaftlichen Schäden im Sinne eines Risikomanagements identifiziert werden?
- Wie sind die Strukturen des Bevölkerungsschutzes auf aktuelle Herausforderungen vorbereitet?
- Welche rechtlichen Rahmenbedingungen regulieren die Weiterentwicklung des Bevölkerungsschutzes?
- Welche Personalvakanzen sind für Organisationen des Bevölkerungsschutzes zu erwarten?
- Welche alternativen Akteure können Aufgaben im Bevölkerungsschutz übernehmen?
- Wie kann eine interorganisationale Zusammenarbeit im Bevölkerungsschutz auf Grundlage kompetenzbasierter Anforderungsprofile ausgestaltet werden?
Untersuchungsdesign
Im Rahmen des Forschungsansatzes verbinden wir aktuelle Methoden zur volkswirtschaftlichen Schadensprognose und Personalvakanzanalyse auf Grundlage von Big Data-Verfahren. Die Bewertung der Leistungsfähigkeit regionaler Bevölkerungsschutzstrukturen orientiert sich an der ISO-Norm 22301 zum Business Continuity Management. Alternativmodelle zur Einbindung neuer Akteure werden auf Organisationsebene über Business Case-Konzepte bewertet und auf Ebene der Helfer durch kompetenzbasierte Profilerstellung nach dem KODE/KODE-X-Verfahren unterstützt.
Siehe auch
Vortrag von Dr. André Röhl zum Thema „Public Private Partnership“ Katastrophenschutz? – Möglichkeiten und Erfordernisse der Zusammenarbeit zwischen Verwaltung und privatwirtschaftlichen Unternehmen bei der Bewältigung von Katastrophen, Jahrestagung der Deutschen Sektion des Internationalen Instituts für Verwaltungswissenschaften: Risiko und Katastrophe als Herausforderung für die Verwaltung, 19. und 20. November 2015.